Fakenews! Es nervt, oder?

Ein aussichtsreicher Bewerber auf das Unwort des Jahres 2016/17 hat inzwischen locker den Verbreitungsgrad überschritten, ab dem eine Wortschöpfung von mir als schmerzhaft empfunden wird. „Fakenews“, die aber auch mal gar nichts mit der mindestens ebenso unsäglichen „Lügenpresse“ zu tun haben (zumindest vordergründig).

Der „Anglizismus des Jahres 2016“ (sic!) scheint wirklich im Alltagsgebrauch angekommen zu sein. Wikipedia sagt, dass bereits seit mehr als hundert Jahren unwahre Artikel als Fakenews bezeichnet werden. Der Unterschied zur deutschen „Falschmeldung“ ist der, dass ein Vorsatz zur unwahren Darstellung eines Sachverhaltes impliziert wird. Aber… das hatten wir doch schon mal, nur hieß es da Propaganda! Ja  -und Nein. Propaganda im eigentlichen Sinne bezeichnet den Versuch, politische Meinungen und Sichtweisen zu beeinflussen, ohne zwingend unwahre Behauptungen zu lancieren. Fakenews sind also nicht mit Propaganda gleichzusetzen, sondern können ein Mittel der Propaganda sein.

Wie kommt es, dass der Begriff gerade jetzt so oft verwendet wird? Um das zu erörtern, muss man wohl weiter ausholen. Fakenews sind so alt wie die jeweiligen Medien an sich. Logisch. Wo Informationen verbreitet werden, kommt ganz schnell jemand auf die Idee, diese in seinem Sinne zu manipulieren. Ob man Luther jetzt unterstellen kann, Fakenews verbreitet zu haben als er seine Thesen an die Schlosskirche in Wittenberg genagelt hat? Schwer zu sagen. Dazu fehlen uns wichtige Informationen.

Und so ist es auch heute noch. Wenn jemand auf einem sozialen Netzwerk behauptet, in China sei der sprichwörtliche Sack Reis vom Stuhl gefallen, kann man das in der Regel nicht überprüfen. Tatsache ist in diesem Zusammenhang nur, dass die Meldung erst einmal da steht und gelesen werden kann. Von jedem.

Nun treten unsere unsäglichen „Volksvertreter“ an und werfen ihre geballte Kompetenz in den Ring: Wir verbieten Fakenews einfach! Ha!

Der neue Messias des SPD sucht natürlich händeringend nach einem Thema, an dem er sich profilieren kann, bevor der Hype um ihn nachlässt und das Wählervolk kapiert, dass er auch nur ein farbloser Karrierist ist. Nicht, dass ihn das schlechter machen würde als den überwiegenden Teil der anderen Kasper, die da im Bundestag ihre Inkompetenz zelebrieren.

Warum denn nicht verbieten? Es wäre doch toll, wenn nur noch die Wahrheit im Internet zu lesen wäre!

Ja. Aber wessen Wahrheit? Die Wahrheit von Russia Today? Die Wahrheit von Breitbart? Die des Springer Konzerns? Oder doch lieber die Wahrheit der Bundesregierung (Das hatten wir schon mal, damals hieß sie nur Reichsregierung).

Es drängt sich der Verdacht auf, dass dieses Thema absichtlich hochgehängt wird, um die Flut von unwahren, manchmal aber auch nur unbequemen Meldungen in geregelte Ströme leiten zu können. Da sieht wohl jemand seine Felle davonschwimmen. Und da sind wir an der gefährlichen Stelle angelangt. Politik und Medienkonzerne haben erkannt, dass das Internet im Allgemeinen und soziale Netzwerke im Besonderen jedem eine Plattform bieten, sich politisch zu äußern. Der Kampf gegen Fakenews, den die Politik ausgerufen hat, ist in Wahrheit ein Kampf um die Deutungshoheit von Ereignissen. Niemand möchte sich die Macht, politische Meinungen und öffentliche Sichtweisen zu formen, aus den Händen nehmen lassen. Moment mal… „politische Meinungen und öffentliche Sichtweisen zu formen“? Kennen wir diesen Satz nicht?