Der Xeon.

Gegeben war ein Dell Precision aus dem Jahr 2009. Intel Xeon W3520, 4GByte RAM und 300GByte 15k rpm HDD. Die Idee war, einen Server für private Zwecke zu bauen.

Was muss man sich überlegen? Grundsätzlich erst einmal die Frage, wie laut der Rechner letztendlich sein wird, da er sich in der Wohnung befindet. Der Lüfter läuft ständig, ist aber dank niedriger Frequenz von der Geräuschentwicklung her recht angenehm. Check!

Lüfterdrehzahl: Konstant niedrig.

 

Der Stromverbrauch. Hier will man natürlich einen möglichst niedrigen Wert erreichen. Die an dieser Stelle gemessenen Zahlen wirken sich unmittelbar auf die Betriebskosten aus. Es lohnt sich also eventuell, hier etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen um letztendlich zu sparen.

Erste Messungen waren ernüchternd. Im Leerlauf flossen konstant 120 Watt durch das Netzkabel. Das wären über 300€ Stromkosten im Jahr. Darum werden wir uns kümmern müssen. Aber an welchen Schrauben könnte man hier drehen? Im Gegensatz zur augenblicklichen Umweltpolitik nehmen wir uns anstatt den kleinsten Problemen die größten vor: Den Prozessor und die Festplatte.

Um eine vernünftige Plattform zu bekommen, arbeiten wir von einem Live Linux aus. Meine Wahl fiel auf EndeavourOS – es ist eine ganz neue Distribution die auf Arch Linux basiert und ich wollte sie ohnehin einmal ausprobieren.

Bei der Orientierung im neuen System stellte ich fest, dass alle vier Kerne des Prozessors mit 2,66 GHz, also der maximalen Frequenz getaktet waren. Das ist durchaus positiv. Nach einem kurzen Ausflug ins BIOS und der Einstellung des passenden Governors mittels cpupower takten die Kerne im Leerlauf auf 1,6 GHz herunter und die Leistungsaufnahme des Systems sinkt auf 100 Watt. Ein Viertel weniger. Yay!

Nun haben wir noch einen zweiten Kandidaten. Die Festplatte. Kurze Nachforschungen brachten zutage, dass die als „Dell“ gelabelte Platte tatsächlich eine Fujitsu ist. Sie soll laut Datenblatt im Leerlauf ca. 12-13 Watt benötigen. Also rasch ausgesteckt. Hoppla! Aus mir immer noch nicht ganz nachvollziehbaren Gründen braucht das System jetzt noch 75 Watt. Die HDD hat also ca. doppelt so viel Strom verbraten, als Fujitsu zugibt. Und ‚verbraten‘ ist hier übrigens genau das richtige Wort: Die Platte wurde sehr, sehr warm – trotz gut belüftetem Gehäuse.

Die Dell HDD, die eigentlich eine Fujitsu ist

 

Hier gab es dann die erste Investition: 40€ für eine 250 GByte SSD. Die ist erstens erheblich schneller und zweitens auch wesentlich genügsamer als die HDD. 76 Watt sagte das Messgerät nach dem Einbau. Damit könnte man zur Not leben.

Die neue SSD. Power für 40€.

 

Kommen wir zum Prozessor. Es ist recht einfach, einem Datenblatt die TDP für einen Prozessor zu entnehmen. Der Durchschnittsverbrauch im Leerlauf ist jedoch eine ganz andere Geschichte. Ich habe mich etwas eingelesen und festgestellt, dass es passend für den Sockel 1366 verschiedene vielversprechende Kandidaten gibt, deren TDP niedriger als die des verbaueten W3520 liegt. Der hat eine TDP von 130 Watt. Das ist viel. Der Logik nach würde also beispielsweise ein X5670 trotz zwei Kernen mehr und 12 statt 8 Mbyte Cache bei einer TDP von nur 95 Watt auch etwas weniger Strom verbrauchen. Richtig?

Auf ebay gab es gebrauchte X5670 um 20€ – also schnell geordert und ein paar Tage später war er da.

Intel Xeon X5670

 

Begeistert und in der Hoffnung einen großen Sprung zu machen den alten durch den neuen Prozessor ersetzt…

Kühlkörper

 

Alte CPU im Sockel

 

Gereinigter Kühlkörper

 

Neue CPU

 

Kühlkörper wieder drauf, verschraubt, eingeschaltet – und der Bildschirm blieb schwarz. Damit war zu rechnen. Das Motherboard des T3500 verdaut den X5670 nur mit der neuesten BIOS Version. Also wieder die alte CPU rein, ein neues BIOS (A17) geflasht, neue CPU, reboot – es tut sich was! EndeavourOS bootet, alles scheint zu funktionieren… aber der Stromverbrauch hat sich nicht verbessert. Genau genommen ist er um 2 Watt gestiegen! Damit war nicht zu rechnen. Die TDP ist also nicht mal ansatzweise ein Indikator für den Durchschnittsverbrauch im Leerlauf. Ich wusste das zwar, hatte aber die Hoffnung, dass bei solch deutlichen Unterschieden zumindest eine leichte Verbesserung eintreten sollte. Hinterher ist man immer schlauer…

Jetzt bin ich soweit erst mal mit meinem Latein am Ende und fange an, den Server ins Heimnetz einzubinden. Die erste Herausforderung wird eine Nextcloud. Das wäre an sich kein großer Deal, wenn es die nicht schon geben würde – sie läuft auf einem Odroid XU4. Der ist auch ein Grund, warum ich den Server brauche. Für eine gut genutzte Cloud kommt der ARM Prozessor einfach an seine Grenzen. Das wird dann aber ein anderes Thema.