Die Kamerahauptstadt Europas

Nun also „Je suis London“ – oder? Herrgott, bitte nicht! Wenn Islamisten vollbesetzte russische Verkehrsmaschinen vom Himmel blasen kräht kein Hahn danach – aber kaum erwischt es mal ein paar Europäer, ist der Weltfrieden in Gefahr. Mehr Pharisäertum geht kaum, aber keiner merkt es.

Darum soll es jetzt aber gar nicht gehen. Dieses mal war London dran. Was diese Tatsache so interessant macht, ist der Umstand, dass London die Kamerahauptstadt Europas ist. An jeder Ecke wird man hier beobachtet. In der U-Bahn, auf öffentlichen Plätzen, an und in Kaufhäusern – selbst in Gegenden mit hohem Anteil an Sozialwohnungen wird die Videoüberwachung flächendeckend angelegt. Der Verband der britischen Sicherheitsindustrie schätzte die Anzahl der Kameras 2013 auf ca. vier bis sechs Millionen. Holy shit!

Das ist insofern interessant, dass es hier haufenweise Experten gibt, die immer noch predigen Kameraüberwachung sei das Allheilmittel gegen Terrorismus. „Anschläge können so verhindert werden“, argumentieren die Befürworter geistlos vor sich hin. Die einzige Schlussfolgerung, die das zulässt, ist eine über den Geisteszustand dieser Spezialisten. Aber wieso eigentlich?

Nun, erstens gibt es da mal das Problem, dass Anschläge in der Regel ohne Vorzeichen geschehen. Sollte es sich bei der gewünschten Überwachungsausrüstung um die herkömmlichen Geräte handeln, ohne Glaskugel-Plugin (Das je nach Qualität mehrere Tage in die Zukunft sehen kann), dann kann uns die Kamera leider nur zeigen, was bereits passiert ist. Mir ist nicht bekannt, dass sich die Eingriffsmethoden der Polizei inzwischen so stark verbessert hätten um rückwirkende Maßnahmen zu treffen (Oh, der Bursche hat dem Polizisten da gerade ein Messer reingedrückt! Ruf mal in der Zentrale an, die sollen ihn gestern mittag festnehmen!) …also ich sehe da eine Schwäche in der Argumentation.

Zweitens kommt hinzu, dass es nicht damit getan ist, einfach zu überwachen. Diese Daten müssen auch ausgewertet werden. So eine Kamera läuft 24/7, ununterbrochen. Ich denke, man kann davon ausgehen, dass ein Auswerter so ca. fünf Kameras sinnvoll betreuen kann. Wieso nur fünf? Gut, dass du fragst! Eigentlich schafft er vielleicht sogar fünfzehn… aber nur für acht Stunden, dann kommt die nächste Schicht. Macht also einen Mann für fünf Kameras. Ja… ja aber das kann man doch aufzeichnen für später! Ja, sicher. Und was macht man dann damit? Und wie spät ist „später“? Es ist nicht damit getan, Daten zu sammeln. Man muss sie auch auswerten, wenn man damit Anschläge verhindern will. Nehmen wir das Beispiel London wären für die Auswertung also ca. eine Million Arbeitsstellen notwendig. Merkst jetzt selber, ne?

Diese Zahl kann man durch elektronische Hilfsmittel wie Gesichtserkennung natürlich noch senken, doch damit macht man das nächste Fass auf. Um eine wirkungsvolle elektronische Erkennung zu ermöglichen, müssen Kameras sehr hoch auflösen oder sehr nah an der Person stationiert sein. Es wird also eine Datenschwemme hochauflösender, bewegter Bilder erzeugt. Jeder Bürger erzeugt Spuren von dem Augenblick an, in dem er das Haus verlässt – wenn er Glück hat. Wer weiß schon, ob nicht von irgendwoher eine hochauflösende Kamera mit gutem Objektiv ins Wohn- oder Schlafzimmer blickt? Mir ist nicht ganz klar, ob den Überwachungsbefürwortern klar ist, was sie da wollen. Vielleicht sollten wir alle ab und zu mal das Thermometer checken.

…oder einfach mal nach London schauen, was der ganze Wahnsinn so gebracht hat.

170 Watt weniger

Nach langer Zeit habe ich mal wieder eigens Hand an meinen Rechner gelegt: Die Grafikkarte (Das Biest – Gainward GeForce GTX 580) durfte in Rente.

Gainward GeForce GTX580
Das Biest: Gainward GeForce GTX580

Nachdem mein Rechner doch inzwischen in die Tage gekommen ist, machten sich erste Ausfallerscheinungen bemerkbar. Die ständig röhrende Grafikkarte hatte ab und zu kleine „Wackler“ – das äußerte sich in einem Rückfall aus Spielen auf den Desktop. Das waren zwar nur Sekunden, aber auf die kann es durchaus ankommen. Auf die Dauer macht es Mitspieler nicht glücklicher, wenn sie bei jedem Fehler die selbe Erklärung hören. Zudem war das Teil dermaßen laut, dass es ohne Headset schon richtig an die Nerven ging. War ja auch logisch. 244 Watt Verlustleistung mussten die Lüfter nach draußen schaffen. Eine Menge Holz!

MSI GeForce GTX 1050 ti
Die Neue – MSI GeForce GTX 1050 ti

Also mal kurz Informationen einholen, was man da heutzutage so verbaut. Im November kam eine neue Generation recht brauchbarer Karten von Nvidia heraus, die man für kleines Geld haben kann. Eine vergleichbare Radeon wäre sicher auch nicht schlechter, doch AMD ist traditionell mit dem Linux-Support etwas sparsam, darum war die Nvidia gesetzt. Die Wahl fiel auf eine MSI GTX 1050 ti. Der Preis liegt bei ca. 160€ und die Leistung sollte etwas höher sein als beim Biest – aber das war zweitrangig. Wichtig war mir dieses Mal eine vertretbare Lautstärke – man wird ja nicht jünger, und die Frustrationsschwelle ist bei synchron auftretenden Ärgernissen (Man ist zu doof zum Spielen, der Rechner ist zu laut, das Getränk zu leer) schnell überschritten.

Um nicht regelmäßig den Drang bekämpfen zu müssen, ein paar Kirchgängern oder anderen Passanten hier den dürren Hals umdrehen zu wollen, nehme ich lieber ein Ärgernis aus der Gleichung und spiele eben nur noch scheisse – mit leerem Glas, aber leisem Rechner.

Nachdem frühere Umrüstungen mich schon irreversibel traumatisiert haben, kenne ich ja die Stolpersteine, die da gerne mal auftauchen. So war es immer so, dass man unter Windows doch besser vor dem Tausch den Standard VGA-Treiber aktiviert, um nicht irgendwelche Probleme beim Booten zu riskieren. Es mag am guten Wetter gelegen haben oder auch am umfangreichen Ego – dieses Mal verzichtete ich darauf. War ja schließlich Jahre her, dass ich mal selbst an die Hardware fasse… also sollte sich ja technisch was getan haben!

Ich war überrascht. Alte Karte raus, neue rein… Windows: Booten, neuen Treiber drauf, fertig. Linux: Nix. Die Nvidia Treiber von der alten Karte passen. Das war ja mal langweilig.

Okay… nun mal testen, was sich so getan hat. Die neue Karte verbrennt auf dem Papier 75 Watt, also ca. ein Drittel vom Biest. Doch wie hört sich das wirklich an? Die Antwort ist: Gar nicht. Zumindest nicht, ohne die Karte wirklich gewaltig zu ärgern. Im Normalfall steht der Lüfter bei 20°C Zimmertemperatur und 50-55°C Kartentemperatur. Beeindruckend. Alle Titel, die ich so spiele, bringen den Lüfter nur in Ausnahmefällen mal so auf 700 U/min, wobei man ihn immer noch nicht hört, dann geht er flott wieder aus. Eigentlich sollte das nicht überraschen, wenn man vergleicht wie sich die Leistungsaufnahme unterscheidet – aber es war schon extrem.

Wo vorher ein heißer Luftstrom das Gehäuse verlassen hat (Der gut gereicht hat, um das Wohnzimmer zu heizen), ist jetzt nur noch ein lauwarmer Zug zu spüren. Der Rechner ist selbst bei hoher Last flüsterleise und das Nervenkostüm bleibt schön flauschig.

Man kann also jedem, der auch noch so eine alte Krawallschachtel verbaut hat nur raten, sie durch etwas neueres zu ersetzen – zumal die Anschaffungskosten in meinem Fall durch die Stromersparnis in zwei, drei Jahren wieder drin sind.

Asus, Samsung, ZTE: Vorinstallierte Malware auf namhaften Android-Geräten | heise online

Quelle: Asus, Samsung, ZTE: Vorinstallierte Malware auf namhaften Android-Geräten | heise online

Es mag auf den ersten Blick paranoid erscheinen, aber offenbar macht es Sinn, neuen Mobiltelefonen direkt nach dem Kauf einen Factory-Reset angedeihen zu lassen.

Herne: Die Geschichte vom Darknet-Killer ohne Darknet – SPIEGEL ONLINE

„Täter von Herne veröffentlichte Tatvideo im Darknet“: Schlagzeilen wie diese gab es vergangene Woche viele – dabei hatte der Fall gar nichts mit dem Darknet zu tun. Über die Folgen eines falschen Wortgebrauchs.

Quelle: Herne: Die Geschichte vom Darknet-Killer ohne Darknet – SPIEGEL ONLINE

In der Regel korrigiert ja meistens die Polizei die Medien. Dieses mal durfte der Spiegel den Klugscheißer geben. Und genau wie bei den oft übereifrigen Medien war es in diesem Fall dummes Gewäsch bar jeglicher Sachkenntnis. Es wäre schön, wenn sich die Polizei auf Fakten beschränken würde. Auch, wenn es dann etwas länger dauert.

Perlen des Managements [1]

Wenn man sich mal die Zeit nimmt, genauer hinzusehen, lässt sich bei vielen Katastrophen ein Muster erkennen. In völliger Ahnungslosigkeit getroffene Entscheidungen geben oft den Ausschlag.

Shuttle
Shuttle beim Start

Im Laufe seines Lebens erfährt man doch so einiges, was einen ernsthaft am Fortbestand von uns Menschen zweifeln lässt. Der eine oder andere wird das naturgemäß anders sehen, doch in der Regel lässt sich diese Teilmenge dann unter „zu jung“, „zu naiv“ oder schlicht „kognitiv überfordert“ einordnen.

Nehmen wir uns einmal als Beispiel die Krone der Schöpfung (sofern wir uns im Pantheon der Neoliberalisten bewegen): Den Manager.

In seinem Tun vorangepeitscht durch das ständig drohende Damoklesschwert, ein Jahr einmal keinen Rekordumsatz vorweisen zu können ist er in der Betriebshierarchie der Hochkaräter, die Crème de la Crème der Geschäftswelt.

Nun ist es aber so, dass Managergehirne in der Regel nicht leistungsfähiger sind, als die des gemeinen Fußvolks. Das bedeutet, dass hier neben Bilanzen und Margen nicht viel mehr verarbeitet werden kann und wir somit bei anderen Themengebieten gewisse Abstriche in Kauf nehmen müssen. Dass grundsätzliche Funktionen (z.B. „Den Schließmuskel erst über der Schüssel öffnen!“ etc.) weiterhin bedient werden müssen, macht die Geschichte für die armen Burschen nicht einfacher.

Das wäre an sich noch kein großes Problem, wenn da nicht eine zusätzliche Eigenschaft der Manager wäre, die sie zur Gefahr für den Fortbestand ihrer Rasse werden lässt: Ihr erbärmlicher Drang, sich mit Dingen zu befassen, die ihr Resthirn weder verarbeiten, noch auch nur ansatzweise begreifen kann. Man kann nur mutmaßen, dass sich hier die Profilierungssucht Bahn bricht, die sich seit der letzten Powerpoint-Präsentation wie ein gewaltiger mentaler Samenstau aufgebaut hat. Die Fähigkeit, diesen Umstand als solchen zu erkennen und die schlaue Variante zu wählen (Klappe halten), fällt der begrenzten Kapazität des Managerhirns zum Opfer. Ein Teufelskreis.

Es ist daher auch nicht weiter verwunderlich, dass ein überproportional großer Anteil von Entscheidungen, die zu Katastrophen führten, direkt auf teilweise haarsträubende Fehlentscheidungen des Managements beteiligter Unternehmen zurückzuführen sind.

Nehmen wir uns zum Beispiel die Shuttle-Katastrophe von 2003. Die Columbia, an sich schon ein Oldtimer, verglühte am 1. Februar über Texas. Ursache des Unglücks war ein Loch im Hitzeschild an der Flügelvorderkante. Dieses entstand beim Start, als ein ca. 1,5 Kilo schwerer Brocken Isolationsschaum den Flügel mit ca. 800 km/h traf. Der Schaum löste sich vom externen Treibstofftank und baute auf dem Weg zum Flügel genug Energie auf, den Hitzeschild zu beschädigen.

Rückblende: Zwei Tage nach Weihnachten 1999 landete die „Discovery“ sicher in Florida. Nach dem Flug stellte sich heraus, dass der Hitzeschild am linken Flügel beschädigt war. Der zuständige Ingenieur vermerkte den Umstand in seinem Bericht, konnte jedoch keine Ursache für die Beschädigung erkennen. Das Management der NASA beschloss, diese Geschichte auf sich beruhen zu lassen.

Im März 2001 wurde das selbe Problem wieder festgestellt, wieder war die „Discovery“ das leidtragende Schiff. Dieses mal wurde die NASA tätig. Die Ingenieure wurden angewiesen, die Flügel aller Shuttles auf Beschädigungen zu untersuchen. Die Vorgehensweise war erschreckend untauglich. Keinerlei Messequipment wurde verwendet, sondern die Flügel nur optisch geprüft und mit den Fingern abgetastet. Damit können jedoch keine internen Schäden festgestellt werden, sondern nur oberflächliche. Die einzig nicht zerstörende Möglichkeit (NDE – non destructive evaluation), Kohlenstoffaserverstärkte Kohlenstoffe auf Beschädigungen zu prüfen, wäre ein Ultraschallmessverfahren gewesen. Dieses wurde aber vom Management als unnötig erachtet. Trotzdem wurden am Shuttle „Atlantis“ weitere Beschädigungen gefunden. Das Management der NASA unternahm nichts.

Im Februar 2003 endete die Glückssträhne. Durch das entstandene Loch im Flügel der „Columbia“ drang ein Strahl heißen Plasmas in den Flügel ein, zerstörte in kurzer Zeit erst die Metallstruktur der Außenhaut, dann diverse Sensoren und schließlich die Hydraulik des Shuttles. Die Fluglage wurde instabil und die enormen aerodynamischen Kräfte bei Mach 19 zerrissen die Zelle in Sekundenbruchteilen. Die Trümmer verteilten sich auf zwei Bundesstaaten. Sieben Menschen starben.

Richard Blomberg, ein ehemaliges Mitglied des NASA Sicherheitsausschusses, der solche Nachlässigkeiten gerne mal kritisiert, wurde nicht einmal ein Jahr vor dem Unfall gefeuert. Im Nachhinein gab er zu Protokoll, dass es zunehmend schwierig wurde, Sicherheitsbedenken gegenüber dem Management zu äußern, da das Programm finanziell auf wackligen Beinen stand. Während Blomberg bei den Untersuchungen zum Unfall auf die früheren Beschädigungen angesprochen wurde, stellte er klar, dass die Meldungen den Sicherheitsausschuss nie erreicht haben. Warum das nicht geschehen ist, ist unklar.

Zur Zeit des Unfalls war Sean O’Keefe der Administrator der NASA. Was ihn zur Entscheidungskompetenz technischer Belange qualifiziert, gibt weitere Rätsel auf. Als Bachelor in Politikwissenschaften und Master in Verwaltungswissenschaften zählte Materialkunde wohl nicht zwingend zu den Hauptfächern. Auch seine vorigen Beschäftigungsfelder als Rechnungsprüfer und Vizedirektor des Office of Management and Budget sollten ihn wohl kaum zum Entscheidungsträger in technischen Fragen qualifizieren. Als herausragend galt allerdings sein Talent in Sachen Umstrukturierungen, Verwaltung und Finanzen. Umstrukturierungen, denen passenderweise auch Warner wie Blomberg zum Opfer fielen.

O’Keefe reichte im Dezember 2004 seinen Rücktritt ein, ohne je die Verantwortung für das Unglück akzeptiert zu haben.

[Adblocker] Frechheit siegt.

Wie ja inzwischen bekannt ist, sind Adblocker den Zeitungsverlegern ein Dorn im Auge, da nur ausgelieferte Werbung auch die Kasse klingeln lässt. Sechs deutsche Medienhäuser prozessieren mittlerweile gegen das Addon AdBlock Plus der Kölner Firma Eyeo. Am liebsten wäre es den Burschen logischerweise, wenn generell jede Software verboten würde, die es dem User ermöglicht, die Zumutungen vorzufiltern, die sich heutzutage „Nachrichtenportale“ schimpfen.

Vom technischen Standpunkt aus funktioniert ein Adblocker stark vereinfacht folgendermaßen: Der User ruft über den Browser eine Webseite auf. Browser sind erst mal doof und gehen jedem Link nach, der da so erscheint und zeigen ihn dem User an. Also lädt der Browser brav Werbung, die in der Regel vom Seitenbetreiber von Drittanbietern im Paket gekauft wird. Der Betreiber hat grundsätzlich kaum Einfluss auf die Art der Werbung, da er auf seiner Seite nur einen „Platzhalter“ setzt, der dann vom Werbeanbieter ausgefüllt wird. Hier kommt nun der Adblocker ins Spiel. Er vergleicht die links gegen eine Blacklist von Werbeanbietern und lädt nur, was nicht auf dieser Liste erscheint. So spart er also dem User eine Menge Daten und filtert irrelevante Inhalte aus der Seite.

Das Problem für die Webseitenbetreiber ist, dass eben gefiltert wird, bevor die Daten geladen werden. Denn nur Werbeblöcke, die tatsächlich vom Browser angefordert werden, werden vom Werbebetreiber registriert und generieren auch Einnahmen. So entstehen den Zeitungsverlagen „erhebliche Verluste“. Aber stimmt das auch wirklich?

Aus der Sicht des Users ist Werbung natürlich fast immer unerwünscht. Sie macht Seiten schwerer lesbar, kostet ihn Geld und gefährdet sein System. Wait… what?

Ganz einfach. Bilder, blinkende Spruchbänder etc. überfrachten die Seite mit irrelevanten Informationen und machen die, die man sehen möchte, schwerer lesbar. Die Unsitte, die mit automatisch startenden Werbefilmen Einzug gehalten hat, kostet je nach Verbindung richtig Geld. Die in Deutschland üblichen Mobildatenkontingente liegen so bei 1-5 GByte pro Monat. Ein Filmchen frisst gerne mal 1-5 Mbyte je nach Verseuchungsgrad. Plus die wirklichen Nutzdaten. Macht mal locker 6-8 Mbyte pro einmaligem Aufruf eines Newsportals. Das heisst, ein Drittel der Daten muss ich bezahlen, obwohl ich sie gar nicht will – und wenn ich Seiten vom Kaliber Welt.de etc. aufrufe, haut das doch extreme Löcher ins Kontingent. Der dritte Punkt ist die Gefährdung durch Werbeinhalte. Werbung von Drittanbietern ist bekannt dafür, immer mal wieder Schädlinge zu verteilen. Fange ich mir darüber Ransomware ein die meine Platte verschlüsselt, hilft mir der Springer Verlag nicht dabei, wieder an meine Fotosammlung zu kommen.

Es gibt da also sehr gute und legitime Gründe, Werbung zu filtern. Im Augenblick ist es nicht nur bequem, sondern sogar dringend zu empfehlen, einen Adblocker zu verwenden. Bis die Verlage das Problem der Haftung bei Auslieferung eines Schädlings geklärt haben und das Datenaufkommen bezahlen, das sie vom User ungewollt verursachen, wird sich das auch nicht ändern.

Wie sieht es aber jetzt mit dem Vorwurf der Verlage aus, man erleide „Erhebliche Verluste“? Nun, manche Verlage sind so weit gegangen, ihr Angebot hinter einer Paywall zu verstecken, was bedeutet, dass nur noch bezahlte Inhalte verfügbar sind. Blöderweise haben die meisten dann festgestellt, dass die Besucher nicht bereit waren, für das Angebot zu bezahlen und einfach abgewandert sind. Andere haben Adblocker ausgesperrt, aber auch das hatte den selben Effekt. Die Besucher sind in der Regel nicht bereit, sich der Werbeflut preiszugeben. Das ganze Thema lässt sich also auf das Marktgleichgewicht herunterbrechen. Die Nachfrage scheint nicht hoch genug, um die Preise zu rechtfertigen. Somit ist die These mit den „erheblichen Verlusten“ doch recht weit hergeholt. Die Verlage wollen den Besucher rechtlich sanktioniert „zwangsernähren“ um ihre Margen zu erhöhen. Das darf nicht passieren. Wir brauchen keine zweite GEZ.

Wundert sich wirklich noch jemand?

Nachdem doch deutlich wurde, dass ob türkischer Wahlkampfveranstaltungen die ganz große Begeisterung hierzulande nicht aufkommen will, hat sich unser Tayyip mal wieder mächtig ins Zeug gelegt. Dieses Mal sieht er die AKP von bösen Deutschen mit „Nazi-Methoden“ gegeißelt. Die Tatsache, dass seit ein paar Tagen ein deutscher Journalist in der Türkei gesiebte Luft atmet, hilft der Popularität Erdogans jetzt auch nicht erheblich weiter.

Und was machen die Deutschen? Sie regen sich einmal mehr auf – alle Schmierblätter sind voll von Wutgeheul und Krokodilstränen, da werden Umfragen publiziert, Interviews mit empörten Politikern quer durch die Parteienlandschaft geführt, kurz: Das Volk ist sich einig wie lange nicht. So kann es nicht weitergehen!

Die Mundwinkel unserer phlegmatischen Zonenwachtel sollen unbestätigten Gerüchten zufolge um fast zwei Millimeter tiefer gehangen haben, was angesichts der üblichen Zementfassade schon einen erheblichen Gefühlsausbruch darstellt.

Faktisch jedoch passiert nichts. Der Ex-Knasti vom Bosporus macht was er will, und unsere „Volksvertreter“ erstarren wie das Karnickel vor der Schlange. Anstatt sich mal deutlich zu positionieren lässt man diese Gelegenheit einmal mehr verstreichen. Nach dem Schlag auf die rechte Wange bietet man nicht nur die linke, sondern auch gleich beide Arschbacken an, falls Tayyip nochmal zulangen will.

Es mag in Berlin noch nicht so richtig angekommen sein, aber mit so einer Politik fördert man Populisten. Mit der Wärme, die gerade durchs Händereiben bei der AfD entsteht, kann man das ganze Regierungsviertel einen Winter lang heizen. Soll mir keiner hinterher kommen und behaupten, man hätte das nicht gewusst.

Es ist natürlich viel einfacher, einem Trump hinterher zu kläffen, weil es den in der Regel einfach mal nur sehr bedingt interessiert, was das alte Europa von ihm hält – außerdem ist seine Aufmerksamkeitsspanne bekanntlich begrenzt. Kleine Menschen widmen sich eben kleinen Problemen. Oder Problemen, die man selbst gemacht hat. Wir (d.h. unsere gewählten Vertreter) basteln uns gerade ein neues. Oder zwei. Und beide sind zu groß für die, die sie lösen sollen.

Fakenews! Es nervt, oder?

Ein aussichtsreicher Bewerber auf das Unwort des Jahres 2016/17 hat inzwischen locker den Verbreitungsgrad überschritten, ab dem eine Wortschöpfung von mir als schmerzhaft empfunden wird. „Fakenews“, die aber auch mal gar nichts mit der mindestens ebenso unsäglichen „Lügenpresse“ zu tun haben (zumindest vordergründig).

Der „Anglizismus des Jahres 2016“ (sic!) scheint wirklich im Alltagsgebrauch angekommen zu sein. Wikipedia sagt, dass bereits seit mehr als hundert Jahren unwahre Artikel als Fakenews bezeichnet werden. Der Unterschied zur deutschen „Falschmeldung“ ist der, dass ein Vorsatz zur unwahren Darstellung eines Sachverhaltes impliziert wird. Aber… das hatten wir doch schon mal, nur hieß es da Propaganda! Ja  -und Nein. Propaganda im eigentlichen Sinne bezeichnet den Versuch, politische Meinungen und Sichtweisen zu beeinflussen, ohne zwingend unwahre Behauptungen zu lancieren. Fakenews sind also nicht mit Propaganda gleichzusetzen, sondern können ein Mittel der Propaganda sein.

Wie kommt es, dass der Begriff gerade jetzt so oft verwendet wird? Um das zu erörtern, muss man wohl weiter ausholen. Fakenews sind so alt wie die jeweiligen Medien an sich. Logisch. Wo Informationen verbreitet werden, kommt ganz schnell jemand auf die Idee, diese in seinem Sinne zu manipulieren. Ob man Luther jetzt unterstellen kann, Fakenews verbreitet zu haben als er seine Thesen an die Schlosskirche in Wittenberg genagelt hat? Schwer zu sagen. Dazu fehlen uns wichtige Informationen.

Und so ist es auch heute noch. Wenn jemand auf einem sozialen Netzwerk behauptet, in China sei der sprichwörtliche Sack Reis vom Stuhl gefallen, kann man das in der Regel nicht überprüfen. Tatsache ist in diesem Zusammenhang nur, dass die Meldung erst einmal da steht und gelesen werden kann. Von jedem.

Nun treten unsere unsäglichen „Volksvertreter“ an und werfen ihre geballte Kompetenz in den Ring: Wir verbieten Fakenews einfach! Ha!

Der neue Messias des SPD sucht natürlich händeringend nach einem Thema, an dem er sich profilieren kann, bevor der Hype um ihn nachlässt und das Wählervolk kapiert, dass er auch nur ein farbloser Karrierist ist. Nicht, dass ihn das schlechter machen würde als den überwiegenden Teil der anderen Kasper, die da im Bundestag ihre Inkompetenz zelebrieren.

Warum denn nicht verbieten? Es wäre doch toll, wenn nur noch die Wahrheit im Internet zu lesen wäre!

Ja. Aber wessen Wahrheit? Die Wahrheit von Russia Today? Die Wahrheit von Breitbart? Die des Springer Konzerns? Oder doch lieber die Wahrheit der Bundesregierung (Das hatten wir schon mal, damals hieß sie nur Reichsregierung).

Es drängt sich der Verdacht auf, dass dieses Thema absichtlich hochgehängt wird, um die Flut von unwahren, manchmal aber auch nur unbequemen Meldungen in geregelte Ströme leiten zu können. Da sieht wohl jemand seine Felle davonschwimmen. Und da sind wir an der gefährlichen Stelle angelangt. Politik und Medienkonzerne haben erkannt, dass das Internet im Allgemeinen und soziale Netzwerke im Besonderen jedem eine Plattform bieten, sich politisch zu äußern. Der Kampf gegen Fakenews, den die Politik ausgerufen hat, ist in Wahrheit ein Kampf um die Deutungshoheit von Ereignissen. Niemand möchte sich die Macht, politische Meinungen und öffentliche Sichtweisen zu formen, aus den Händen nehmen lassen. Moment mal… „politische Meinungen und öffentliche Sichtweisen zu formen“? Kennen wir diesen Satz nicht?

[facebook] Reality-check bitte!

Inzwischen mehrmals täglich wird man auf Facebook (in kleinerem Umfang auch auf anderen sozialen Netzwerken) von geteilten Nachrichten überflutet nach denen man nicht gefragt hat, und die man nicht will.

Ein Beispiel ist: „Facebook verändert die AGBs und jetzt müssen alle direkt und sofort einen Widerspruch in den Status posten. Der arme Herr Zuckerberg muss sich dann der Macht der Verbraucher beugen und darf deine Daten nicht anfassen!“

Ja klar. Damit hat sich sogar schon der Postillon beschäftigt. Aber darum geht es gar nicht. Als Netzbürger der ersten Stunde kennt man viele Facetten der sozialen Imkompetenz. Da gibt es Choleriker, Zyniker, Hyänen, Promoter, Liker, Hater, Grammar-Nazis und weiß der Henker was noch. Die erkennt man schnell und hakt sie in der Regel unter dem Überbegriff „Trolle“ ab. Jedes einigermaßen ernstzunehmende soziale Netzwerk hat heutzutage eine Blockierfunktion, die großzügig genutzt werden sollte. Aber auch um die geht es hier nicht.

Es geht um die ganzen Menschen, die wir kennen und eigentlich auch mögen, die wir eventuell sogar außerhalb der Anonymitätsblase des Internets treffen. Es geht darum, dass selbst Menschen, die man eigentlich als umsichtige und reflektierende Personen kennt, den Verstand am Login gleich mal mit abgeben.

Nein – ihr könnt keinen Mercedes gewinnen, wenn ihr einen Beitrag teilt! User: „Ja… aber warum denn nicht?“
Weil der Beitrag eben ein Fake ist!
User: „Ja aber das schadet doch niemand, wenn ich das trotzdem probiere…“
Doch, tut es. Es müllt die Timeline all derer zu, für die ihr eigentlich schreibt. Und schlägt der Beitrag beim nächsten auf, der seine tägliche Hirninfusion verpasst hat, teilt der ihn wieder! So kann es ganz schnell passieren, dass man an schlechten Tagen 1-10 Kopien dieses Sondermülls durchscrollen muss, um an das zu kommen, was man eigentlich lesen möchte.

User: „Aber man kann ja heute kaum mehr erkennen, was Fake und was Real ist!“
Wie bitte? Es sollte sich mittlerweile rumgesprochen haben, dass der Fakedetektor „Hirn 1.0“ kostenlos und überall erhältlich ist. Von einigen geistigen Nichtschwimmern abgesehen ist es jedem möglich, solche Beiträge zielsicher zu erkennen – oder zumindest im Zweifel zwei Minuten zu Googeln. Wobei wir beim Problem „Wie kann man sowas Googeln?“ wären. Eine kleine Hilfestellung für euch.

In letzter Konsequenz hat dieses Thema mit Rücksichtnahme zu tun. Man kann auf seine Leser scheißen, weiterhin jeden Dreck um sich werfen und billigend in Kauf nehmen, dass man anderen damit auf den Sack geht (bzw. sie einigen Gefahren aussetzt), oder man nimmt sich zwei Minuten Zeit, um etwas zu selektieren, was man da jeden Tag so im Netz verklappt. Die Personen, die euch lesen, tun das in der Regel gerne. Darum sind sie mit euch befreundet, oder haben euch abonniert, oder eingekreist. Wie es auch immer heißen mag – sie lesen eure Beiträge, weil sie euch kennen oder eure Beiträge mögen (oder sich einbilden, dass die aus moralischen Gründen ein „like“ unter jedweden Dünnschiss von gewissen Personen setzen müssen). Wer schreibt, tut das, um gelesen zu werden. Mit etwas Rücksicht auf die Leser stehen die Chancen gut, dass das so bleibt.